Joseph Massolle
Joseph Massolle wuchs in Bielefeld als Sohn eines Schneidermeisters auf. Er erlernte den Beruf des Werkzeugmachers, ging zur Marine nach Wilhelmshaven und Kiel, wo er sich in der Funktechnik weiterbildete. Zusammen mit Dr. Jo Engl und Hans Vogt entwickelte er von 1918 bis 1922 das erste produktions- und serienreife Lichttonverfahren, das sich erst ab 1929 durchsetzte. Als technischer Direktor der Tobis vervollkommnete er das Tri-Ergon-Verfahren weiter und baute mobile Tonfilmapparaturen für Ateliers und den Einsatz vor Ort.
Das Leben von Joseph Massolle
Jugend
Joseph Karl Wilhelm Massolle kommt als Sohn des Schneidermeisters Carl Joseph Massolle und seiner Fraue Therese Wilhelmine Ferdinande am 24. März 1889 zur Welt. Getauft wird er in der Josephs-Kirche. Nach dem frühen Tod von Vater und Mutter wächst er als Vollwaise in einer befreundete Familie auf. Er geht zur Joseph-Schule und beginnt eine Lehre als Werzeugmacher bei Phoenix.
Ausbildung
Der begabte junge Mann legt seine Prüfung nach verkürzter Lehrzeit ab. Er hat zwischendurch die „Pflicht-Fortbildungsschule“ absolviert. Die junge Funktechnik hat es ihm angetan. Da er sich ein Studium nicht leisten kann, meldet er sich bei der Marine in Wilhelmshaven. Die dortige Divisionsschule verlässt er als Jahrgangsbester. Er bildet sich in Funkentelegraphie weiter und wird Funker. 1914 geht er zu Telefunken, entwickelt später bei der Marine die kriegswichtige drahtlose Richtungstelegraphie weiter. Er beschäftigt sich mit der neuen Verstärker- und Röhrentechnik.
Wirken
Massolle hat mit seinen Erfinderkollegen Dr. Jo Engl und Hans Vogt das erste praxistaugliche Lichttonverfahren entwickelt. Der Ton wird als Helligkeitsschwankung direkt neben dem Filmbild auf den Film belichtet. Ein Prinzip, das bis zur Einführung der digitalen Produktion und Projektion im Kino Gültigkeit hatte. Alle Bestandteile ihrer Erfindung mussten die drei – sie nannten sich später „Triergon – Werk der drei“ – selbst neu konstruieren, denn es gab nichts vergleichbares: Mikrophon, Lichtsteuerung (Ultrafrequenzlampe), Lautsprecher, Fotozellen, Verstärker, Verstärkerröhren, Aufnahme- und Wiedergabegeräte.
Tod
Massolle stirbt kurz nach seinem 68. Geburtstag 1957 im Krankenhaus, verarmt und fast vergessen. Seine zahlreichen Patente haben ihm nichts eingebracht, denn die Erfinder mussten 1923 ihre Ansprüche inflationsbedingt abtreten. Die Elektrokonzerne AEG und Siemens sowie die Tobis verdienten dagegen das große Geld, zum Teil mit eigenen Tonfilm-Entwicklungen. Massolle, der die ersten Filmtonmeister ausgebildet hatte, blieb davon nichts. Er musste Teile seines Grundstücks und seine Werkstatt verkaufen, um halbwegs über die Runden zu kommen. Sein Ehrengrab liegt auf dem Spandauer Friedhof „In den Kisseln“.